
Für welche Werte entscheide ich mich auf meinem Weg?
28. Oktober 2025
Denken in Generationen
28. Oktober 2025Franziska Brandner, Jahrgang 2006, ist eine engagierte Klimaaktivistin mit einem besonderen Interesse an Jugendbeteiligung. Im Rahmen eines einjährigen Freiwilligenprojekts konnte sie beim Freien Radio LOHRO in Rostock Medien nutzen, um junge Stimmen sichtbar zu machen. Derzeit studiert sie in Wien Kunstgeschichte.

Meine Recherche für diesen Artikel zu Werten der jungen Generation starte ich auf einer Website namens
Generation-Z.de:
Der Text ist eindeutig nicht an junge Menschen adressiert und thematisiert die Merkmale, Werte und Einflussfaktoren meiner Generation. Uns wird nachgesagt, dass wir großen Wert auf Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit legen und dass uns auch der Albtraum eines jeden alten, weißen Unternehmers unglaublich am Herzen liegt: Die Work-Life-Balance
Unter dem Hashtag „Generation Z“ finde ich auf Instagram wiederum Memes darüber, dass sich junge
Menschen doch nur für Astrologie und Neo-Pronomen interessieren würden und das Dating in meiner Generation nicht mehr funktioniert, weil wir alle kein Commitment gegenüber einem Partner eingehen können.
Die Werte die uns zugeschrieben werden, könnten also unterschiedlicher nicht sein. Natürlich, schließlich kann nicht eine ganze Generation die gleichen Ideale vertreten. Oft wird aber die Vorstellung vermittelt, alle diese Zuschreibungen müssten auf alle in der Gen Z zutreffen.
Und ich meine, statistisch gesehen stimmen die Stereotype sogar. Beispielsweise wenn es darum geht, dass sich viele Personen der Generation Z für Klimagerechtigkeit und Nachhaltigkeit interessieren. Rund zwei Drittel der knapp 23.500 Teilnehmer*innen diesjährigen Gen Z and Millenial Survey von Deloitte geben an, sich durch die Klimakrise bedroht zu fühlen. Die Mehrheit erklärte sich laut der Umfrage auch dazu bereit für umweltfreundliche Produkte oder Services mehr zu bezahlen.
Für mich als junge Frau mit demokratischen und ökologischen Werten ist es schön diesen Rückhalt aus meiner eigenen Generation zu hören. Schließlich müssen wir die Klimakrise ausbaden und wahrscheinlich leider den Karren ein gutes Stück aus dem Dreck ziehen, während sich viele Verantwortliche aus dem Staub machen.
Sobald aber die gesamte Verantwortung für den Kampf gegen den Klimawandel auf uns junge Menschen abgeschoben wird, führt das zu ziemlich viel Druck. Ich habe schon oft gehört, dass junge Menschen die Klimakrise angehen sollen, schließlich interessieren wir uns ja eh für Klimaschutz. Doch dabei darf man nicht vergessen, dass Klimagerechtigkeit ein gesamtgesellschaftliches Unterfangen ist, wir können das nur alle generationsübergreifend schaffen.
Außerdem darf nicht vergessen werden, dass nicht alle Jugendlichen hinter dem Thema Klimaschutz stehen, sowie viele auch nicht hinter antiautoritären, demokratischen Werten. Auch bei den unter 34-jährigen hat bei der Nationalratswahl 2024 die Rechtsaußenpartei die meisten Stimmen bekommen. Die Werte sind also auch innerhalb der Gen Z nicht identisch und Verallgemeinerungen können zum Wunsch führen, mit den von außen zugeschriebenen Werten zu brechen.
Vielleicht gefällt mir deshalb ein Text von Pierre Beauty, welcher auf dem Online-Magazin der Uni Bonn veröffentlicht wurde, besonders gut. Hier wird uns, der Generation Z, nachgesagt, dass die wichtigsten Kernwerte für uns Authentizität und Individualität sind.
In einer zunehmend pluralistischen Gesellschaft ginge es darum, die eigene Einzigartigkeit auszudrücken, Diversität und Ehrlichkeit werden gefeiert.
Vielleicht sind das Werte, die wirklich die gesamte Generation prägen. Wenn wir diese Werte zugeschrieben bekommen, dann ist das eigentlich ein Kompliment. Und, dass wir alle einzigartige sind, darf auch gern verallgemeinert werden.
